Güterwagen-Drehgestelle: Blech und Winkel - Preussen (Blatt II d 1), Elsass-Lothringen, 1883/84

Version 4.01.104.1, Stand: 28. Februar 2025

Inhaltsverzeichnis - Blech und Winkel HauptseitePreussen, Vorläufer ab 1878 - Preussen (Blatt II d 1), Elsass-Lothringen, 1883/84 - Elsass-Lothringen, 1894 (2500 mm Achsstand) - Preussen, 1906 (VI d 7 III. Auflage)Baden, um 1908 (1850 mm Achsstand) - Prinz Heinrich-Eisenbahn (Luxemburg), 1911Talbot (TTV/TTL)Orenstein & Koppel, 1924 (mit Ausgleichshebel)WUMAG 1924 (mit Wiege)Lüttgens/Fuchs, 1925Austauschbauart, DRG, 1928 - Österreich, N 28, N 36Frankreich, Y 7Orenstein & Koppel, 1936 - andere Blech und Winkel-Drehgestelle - nächstes Kapitel - Impressum

Vorbemerkung - Preussen, 1883/84 - Elsass-Lothringen, 1884 - Zum Vergleich: Preussen 1904 - Datenblatt - Quellen

Vorbemerkung:
Bis 1883 beschafften preussische Bahngesellschaften und Eisenbahndirektionen Schienenwagen nach eigenen Vorgaben. Mit der Verstaatlichung wurde deren Vereinheitlichung möglich; 1883 entstand mit dem Normalien-Blatt II d 1 [1, S. 16] ein erstes vereinheitlichtes preussisches Güterwagen-Drehgestell.

 Preussen, 1883/84

 

  Abb. 1: 
  Blech und Winkel-Drehgestell, preuss., für Plattformwagen,
  20 t Tragfähigkeit, nach Blatt II d 1 (1883/84)

  Skizze: Hermann Jahn, auf der Basis einer Zeichnung in [2]


Genietetes Kastendrehgestell

Flache Seitenwangen-Stehbleche mit ebener, durch aufgenietete Winkelbleche verstärkter Oberkante und zu den Kopfquerträgern hin gerader, zwischen den Achshalter-Ausschnitten gekröpfter und verstärkter Unterkante. Ausführung des Hauptquerträgers nicht eindeutig erkennbar. Ausführung der Drehpfanne nicht erkennbar. Kopfquerträger aus Profileisen. Achtlagige, trapezförmige Blatt-Tragfedern (gestreckte Länge 1100 mm [1, S. 16] mit Laschen an geschmiedeten Federböcken aufgehängt. Innere Federböcke über vertikale Winkelbleche mit den Seitenwangen verbunden. Achsstand 2000 mm, Laufkreis-Durchmesser 940 mm. Ohne Bremse.


  Abb. 2: 
  Blech und Winkel-Drehgestell, preuss., für Plattformwagen, 
  20 t Tragfähigkeit, nach Blatt II d 1 (1883/84)
   CFV3V, X 912 (Museums-Dienstwagen der Museumsbahn
   "Chemin de fer à vapeur des trois vallées", Treignes, Belgien
   ex SNCB Dienstgüterwagen, Ua 30 88 972 0 592 -5,  ex ?
   Foto: Marc Schmitz, B-Treignes, 5. Mai 2009 [6]

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Wagen im Rahmen von Reparationslieferungen (siehe unten) in den Bestand der SNCB gelangt und dürfte dort bald in den Park der Dienstgüterwagen übergegangen sein.
Die Flansche der die inneren Federböcke bildenden Winkeleisen sind wie bei der elsässisch-lothringischen Ausführung nach innen (zum Hauptquerträger hin) gekehrt. Sie sind bis in etwa halber Höhe - entsprechend der Bauhöhe der Federbocklager - voll,  im oberen Bereich jedoch abgeschrägt ausgeführt.



Elsass-Lothringen, 1884

Angelehnt an den preussischen Plattformwagen nach Blatt II c 9 beschafften die Reichseisenbahnen in Elsass Lothringen zwischen 1884 und 1890 insgesamt 95 (davon 65 ohne Bremse) Schienenwagen SS mit einer Untergestell-Länge von 12,0 m und 15 t Ladegewicht [3, Skizzen 340, 343, 346 und 351].


 
  Abb. 3:
  Blech und Winkel-Drehgestell, elsäss.-lothr.,
  für Plattformwagen, 25 t Ladegewicht, 
  Untergestell-Länge 12,0 m (1884/1890)
 
  Skizze: Hermann Jahn, auf der Basis einer Zeichnung in:
[5]

 

In seinen Abmessungen entspricht dieses Drehgestell weitgehend dem preussischen Drehgestell nach Blatt II d 1. Auffällig ist, dass die Handbremse nur einseitig, von den Kopfquerträgern her, auf die Laufflächen der Radsätze beider (!) Drehgestelle wirkt.

Zum Vergleich: Preußen, 1904 (siehe ausführlich: preussisch, VI d 7 III. Auflage)


  Abb. 4:
  Blech und Winkel-Drehgestell, preuss.,  für Plattformwagen,
  30 t Ladegewicht nach Blatt VI d 7 III. Auflage (1904)

  Skizze: Hermann Jahn nach einer Skizze
  des RAW "8. Mai" Eberswalde vom 16. 1. 57
  (Sammlung Harald Westermann) [4]
 

Durch diese Gegenüberstellung sollen die Unterschiede zwischen den "älternen" und dem "neuen" Blech und Winkel-Drehgestell veranschaulicht werden.

Augenfällig sind die äußeren Unterkanten der Seitenwangen. Diese sind bei den älteren Drehgestellen gerade und nicht mit aufgenieteten Winkeln verstärkt. (1904: ausgerundete, mit Winkeln verstärkte Kanten). Nicht ganz so signifikant, aber immer noch auch in Skizzen erkennbar, sind die unterschiedlichen Seitenwangenhöhen: 470 mm bei den älteren, 500 mm bei der jüngeren Ausführung nach Blatt VI d 7 III. Auflage. (Bitte diese "III. Auflage" bei der Drehgestell-Bezeichnung nicht vernachlässigen, das gleiche Blatt in II. Auflage zeigt nämlich ein Diamond-Drehgestell!).

Datenblatt
Vergleich preuss., 1883; el-lothr., 1884, preuss., 1904


Quellen:

[1] Carstens, Stefan; Scheller, Paul: Güterwagen. Band 8: Drehgestell-Flachwagen. Fürstenfeldbruck 2016
[2] Ossig, Rudolf: Die Osterglocke (= HP 1, Heft 29, S. 34 Zeichnung: Slg. Günter Weimann)
[3] Trouillet, Jean-Georges: Personen- und Güterwagenverzeichnis der Reichsbahnen in Elsass-Lothringen und  Wilhelm-Luxemburg Eisenbahnen (1871 - 1918), CD-ROM, (Selbstverlag des Verfassers) Schiltigheim 2007
[4] RAW "8. Mai" Eberswalde: Aufstellung über die Im RAW "8. Mai" Eberswalde beheimateten Drehgestelle (= Sammlung von Tabellen und Skizzen, erstellt in den Jahren 1956 - 1959), Slg. Harald Westermann
[5] Chemin de fer à vapeur des 3 vallées: Patrimoine, les wagons à marchandises - online - abgerufen 25. April 2024
[6] Schmitz, Marc: Persönliche Informationen (Mai 2009)

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