Güterwagen-Drehgestelle: Nachruf auf Rudolf Ossig

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Plötzlich und völlig unerwartet ist Rudolf Ossig am 14. August 2009 verstorben.

Wer sich Mitte der 1980er Jahren für Güterwagen zu interessieren begann, stieß vielleicht wie ich in einer Bahnhofsbuchhandlung auf das „FREMO Magazin für engagierte Modellbahner Hp 1“, Heft 4/85, und fand darin zwei Beiträge über Güterwagen: eine Dokumentation zu dem Om-Güterwagen und einen Literaturhinweis auf den Nachdruck „Die Güterwagen im Maßstab 1 : 100“ - beide verfasst von Rudolf Ossig. Den Namen hatte man auch schon in anderen Eisenbahn-Zeitschriften gelesen, aber diese Dokumentation war beeindruckend, die Rezension stilistisch markant und mindestens eine der darin enthaltenden Überlegungen („ ... einen in seiner Zusammensetzung realistischen Wagenpark ...“) inspirierend, für mich wegweisend. Noch entscheidender war aber ein anderer, im Impressum enthaltener Wink: Dieser Rudolf Ossig lud offensichtlich zur Kontaktaufnahme ein!

Und diese Einladung war ernst gemeint. Als „Neuling“, der gerade mal einen „Gs 212“ von einem „Gs 213“ unterscheiden konnte, erhielt eine freundliche Antwort, Fotos, weiterführende Hinweise und wohlmeinende Kritik. Und das war gut so!

Wer sich auf den Kontakt mit Rudolf Ossig eingelassen hat, wer sich ernsthaft für Güterwagen und Modellbahnen interessiert hat, fand in ihm einen neugierigen Gesprächspartner, ermutigenden Berater und anspruchsvollen Mitdenker und Ideen-, Impulsgeber.

Rudolf Ossig war keiner, der auf jede Frage eine Antwort parat hatte - im Gegenteil. „Man muss sich auch mal mit einem solid recherchierten Dreiviertel-Wissen an die Öffentlichkeit wagen - um Widerspruch, Korrekturen, weiterführende Informationen zu bekommen“ - so ähnlich lautete der Satz, der nicht unwesentlich zur Entstehung dieser Internetseite über die Güterwagen-Drehgestelle beigetragen hat und der bis heute als deren Motto gilt.

Diese Seite wäre aber auch nicht zustande gekommen, hätte Rudolf Ossig nicht ebenso immer wieder seine Informationen, seine Fotos, seine Materialien zur Verfügung gestellt. Und, was noch wichtiger ist: hätte er mir nicht die Türen zu anderen Eisenbahn-Freunden europaweit geöffnet.

Dass ab und an mal auch mit den Türen geknallt wurde, muss nicht verschwiegen werden. Bedauerlich ist aus meiner Sicht, dass die ein oder andere Tür danach für immer geschlossen blieb.

Aber für mich ist und bleibt Rudolf Ossig jemand, der lieber Türen geöffnet hat. Der - vielleicht noch mehr als an Güterwagen, an der Modellbahnerei und an den kleinen Dingen (wie das ein anderer Freund von Rudolf formuliert hat) - Freude hatte. Und einer, dem es ein Anliegen war, Kontakte zu vermitteln, Verbindungen herzustellen und der Freundschaften gestiftet hat, die weit über das Interesse an Güterwagen und Drehgestellen hinausreichen.

Rudolf Ossig ist nur 62 Jahre alt geworden. Ich war mir sicher, dass von ihm, jetzt gerade in den Ruhestand getreten - noch viele Beiträge zum Thema Eisenbahn-Güterverkehr kommen werden.

Er hinterlässt seine Ideen, seine Fragen ... eine schmerzhafte Leere ... und seine Familie.

Ihr gilt mein aufrichtiges Mitgefühl.

Hermann Jahn

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